Welche kontextuellen Faktoren beeinflussen interethnische Beziehungen in der Schule? Eine explorative Netzwerkanalyse

Bezüglich der Frage, wie eine Gesellschaft mit ethnischer Vielfalt umgeht, kommt Schulen eine zentrale Rolle zu. Sie können auf der einen Seite Räume für einen Austausch zwischen Mitgliedern verschiedener ethnischer Gruppen schaffen oder die allgemeine Relevanz von Gruppenzugehörigkeit verringern. Aber auf der anderen Seite können sie auch dazu beitragen, dass eine zunehmende Segregation entlang von Gruppenmitgliedschaften entsteht. In dem folgenden Beitrag untersuchen wir, inwiefern positive sowie negative soziale Beziehungen zwischen 3000 Jugendlichen aus 39 siebten Jahrgangsstufen in Nordrhein-Westfalen durch ihre ethnische Gruppenzugehörigkeit strukturiert sind. Dabei verwenden wir subjektivistische sowie objektivistische Messungen der ethnischen Gruppenzugehörigkeit, um Unterschiede zwischen einer üblichen Einteilung nach Geburtsland mit der selbst berichteten Gruppenzugehörigkeit in Beziehung zu setzen. Zur Analyse der sozialen Beziehungen greifen wir auf netzwerkanalytische Verfahren in Kombination mit Meta-Regressionen zurück. Dies ermöglicht uns festzustellen ob ethnisch diverse Jahrgänge klarere ethnische Grenzen in Freundschaftswahlen und mehr Antipathie Beziehungen über Gruppengrenzen hinweg zeigen. Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass Jugendliche mit übereinstimmender ethnischer Gruppenzugehörigkeit sich in Jahrgangsstufen mit einem hohen Anteil von SchülerInnen mit Migrationshintergrund zwar verstärkt befreunden, jedoch auch mehr Antipathiebeziehungen untereinander ausbilden. Dieser Befund ist konträr zu der Annahme, dass zunehmende Segregation in positiven Beziehungen auf Bedrohungsgefühle und Spannungen zwischen ethnischen Gruppen hindeuten. Zukünftige Forschung sollte verstärkt positive und negative Beziehungen gleichzeitig untersuchen, um besser zu verstehen welche Mechanismen zu der Ausbildung von ethnischen Grenzen und Vorurteilen führen.

Schools have a central role to play when it comes to the question of how a society deals with ethnic diversity. On the one hand, they can create spaces for exchange between members of different ethnic groups or reduce the general relevance of group membership. On the other hand, they can also contribute to increasing segregation along group membership lines. In the following article, we analyse the extent to which positive and negative social relationships between 3000 adolescents from 39 seventh grade classes in North Rhine-Westphalia are structured by their ethnic group membership. We use subjectivist and objectivist measures of ethnic group membership to relate differences between a common categorisation by country of birth to self-reported group membership. To analyse social relations, we use network analysis methods in combination with meta-regressions. This allows us to determine whether ethnically diverse cohorts show clearer ethnic boundaries in friendship choices and more antipathy relationships across group boundaries. Our results suggest that although adolescents with matching ethnic group affiliations are more likely to form friendships in grades with a high proportion of students with an immigrant background, they also form more antipathy relationships with each other. This finding is contrary to the assumption that increasing segregation in positive relationships indicates feelings of threat and tension between ethnic groups. Future research should increasingly examine positive and negative relationships simultaneously in order to better understand the mechanisms that lead to the formation of ethnic boundaries and prejudices.